DAV-Skitourengruppe leistet Hilfe bei Lawinenunglück im Lechtal
Vom 24. – 27. Januar haben 14 Wintersportler an einem Grundkurs für Skitourengeher der DAV Sektion Allgäu-Immenstadt, Ortsgruppe Marktoberdorf im Lechtal (Kaisers) teilgenommen.
Die Tourenleiter Markus Groß und Thomas Daufratshofer schulten die Teilnehmer in den Grundlagen des Skitourengehens sowie der Lawinenkunde. Auf der Abschlussskitour war die Gruppe Zeuge eines Lawinenunglücks. Die Teilnehmer der Ausbildung halfen bei der Rettung eines Verschütteten aus einer Lawine.
Umfassende Ausbildungsinhalte für alle Leistungsniveaus
Ob Anfänger oder Fortgeschrittener – die Kursteilnehmer lernten die Spitzkehrentechnik im steilen Gelände, die Einschätzung des Lawinenlageberichts sowie die Beurteilung von Gelände- und Schneebedingungen. Der Fokus lag besonders auf der praktischen Anwendung. In Kleingruppen trainierten die Teilnehmer mehrmals den Ernstfall eines Lawinenunglücks. Dies beinhaltete die Handhabung des LVS-Geräts, Sondierung von Verschütteten und das effektive Ausschaufeln, um Verschüttete im Ernstfall schnell bergen zu können.

Wie wichtig der Faktor Zeit bei der Lawinensuche ist, wurde den Kursteilnehmern immer wieder verdeutlicht. „Die ersten 15 Minuten sind bei einem Lawinenunglück entscheidend – die Überlebenschance liegt dann bei 90%. Danach sinkt sie stark ab“ so der Tourenleiter Markus Groß.
Dass die Teilnehmer ihr neu erlerntes Wissen bald selbst in der Realität anwenden müssen, konnte zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnen.

Vom Training zur realen Rettung: Einsatz bei einer Lawine
Am Montagmorgen brach die Gruppe zu der geplanten Abschlussskitour zum Kälberlahnzugjoch im Kaisertal auf. An dem Tag herrschte in diesem Gebiet Lawinenwarnstufe 2 (mäßig) über der Waldgrenze. Wenige hundert Meter nach der Alpe Kaisers entdeckte die Gruppe eine Person, welche sich in einer Rinne des Nordhangs Richtung Vorderseespitze befand und diese mit einer Sonde absuchte. Aufgrund schlechter Sichtverhältnisse war der Lawinenabgang zunächst nicht erkennbar. „Wir haben schnell realisiert, dass dort etwas nicht stimmt und sind zur Person aufgestiegen“ berichtet Kursleiter Thomas Daufratshofer. Auf Anweisung der Tourenleiter sind drei Kursteilnehmern den Tourenleitern gefolgt. „Als wir am Unglücksort ankamen, hatte die Frau ihren verschütteten Mann bereits sondiert. Mit vereinten Kräften gruben wir den Verschütteten aus, der etwa einen halben Meter unter der Lawine lag. Zuerst wurden die Atemwege freigelegt und somit konnte er zum Glück „lebend“ gerettet werden. Ein Notarzthubschrauber flog den Mann ins Krankenhaus. Die dort folgende Diagnose ergab einen Kiefer- und Oberschenkelbruch.
Erkenntnisse der Rettung
„Nach über 30 Jahren war es für uns die erste Verschüttetensuche bei einem realen Lawinenabgang“ resümiert Daufratshofer. „Es hat uns und den Kursteilnehmern eindrücklich und auf dramatische Weise gezeigt, wie wichtig die Tourenplanung, die Beachtung des Lawinenlageberichts und das regelmäßige Üben im Umgang mit der Notfallausrüstung ist.“ Der Vorfall unterstreicht, dass Skitourengehen, trotz „mäßiger“ Lawinenwarnstufe, stets eine gute Vorbereitung und höchste Aufmerksamkeit erfordert.
Trotz des eindrücklichen Ausgangs der Ausbildungstage freuten sich beide Ausbilder Thomas und Markus über die hochmotivierten und sehr interessierten Teilnehmer der Skitouren-Ausbildungstage. In einer Abschlussrunde bekamen beide Ausbilder viele lobende Worte und positive Rückmeldungen zu ihrer Freude zu Hören.
Bericht: Lisa Mader, Kontakt: DAV Sektion Allgäu-Immenstadt / Ortsgruppe Marktoberdorf