LVS-Ausbildung des Alpenverein Marktoberdorf (10.+11.01.2025)

Niemand möchte gerne in die Verlegenheit kommen, seine oft schon in jungen Jahren zur Führerscheinprüfung erworbenen „Erste Hilfe“-Kenntnisse als Ersthelfer bei einem Unfall anwenden zu müssen. Noch weniger will man auf Ski- oder Schneeschuhtour im ungesicherten alpinen Gelände in die missliche Lage geraten, seine LVS (LawinenVerschüttetenSuch) – Ausrüstung zur Rettung eines von einer Lawine verschütteten Kameraden einsetzen zu müssen. Für beide Szenarien gilt gleichermaßen: Regelmäßiges Üben ist unverzichtbar, um für den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall gut gerüstet zu sein. 

Mitte Januar trafen sich deshalb 18 motivierte Schneesportler im Vereinsheim des Alpenverein Marktoberdorf zum LVS-Theorie-Abend. Zunächst wurden die neuesten LVS-Geräte vorgestellt, mit Infos zu den jeweiligen Vor- und Nachteilen und den aktuellen Rückrufen der Hersteller. Nach dieser Aufwärmrunde wurde uns anhand einer wissenschaftlichen Grafik aufgezeigt, dass die ersten 10 Minuten nach der Verschüttung entscheidend sind: Die Überlebenswahrscheinlichkeit nimmt danach innerhalb von wenigen Minuten von fast 80% auf nur noch 20% rapide ab! Mit Hilfe eines Lehrfilms lernten wir die richtige Anwendung der 4 Schritte der LVS-Suche und zwar die Signal-, Grob- und Feinsuche und die Punktsuche mit Hilfe der Sonde. 

Nach dem Motto „Grau ist jede Theorie“ fuhren wir am nächsten Tag zusammen mit unseren drei Ausbildern Markus, Thomas und Holger ins Tannheimer Tal, um die Theorie in der Praxis anzuwenden und alle Schritte bis ins letzte Detail mit unserer eigenen LVS-Ausrüstung zu üben. Bei zum Start fast -18 Grad wanderten wir zum Warmwerden sehr flott in Richtung Usseralpe. Dort angekommen, gönnten wir uns eine kurze Trink- und Brotzeitpause und musterten dabei das Alpgelände: Es liegt sehr schön in einer großen Mulde und stellte sich als ein ideales Trainingsgelände heraus. 

Wir bildeten drei Gruppen, verteilten uns im Abstand von 60-70 Meter im unberührten Gelände und traten zunächst mit unseren Ski drei je ca. 25×25 Meter große „Lawinenfelder“. Jede Gruppe vergrub in ihrem Feld zwei alte Rucksäcke mit je einem LVS-Gerät im Sendemodus. Diese „Verschütteten-Dummies“ galt es nun möglichst schnell zu finden und erfolgreich zu sondieren. Nachdem jeder Teilnehmer erfolgreich war, wechselten wir zum nächsten, nun unbekannten Suchfeld und übten unter Anleitung und Beobachtung eines neuen Ausbilders. Danach wechselten wir noch einmal das Suchfeld und unsere Lernkurve stieg bei jeder neuen Praxisübung weiter an. Von jedem unserer drei Ausbilder haben wir neue, hilfreiche Tipps erhalten. Zum Abschluss galt es die sechs „Verschütteten-Dummies“ mit unseren Lawinenschaufeln auszugraben, was nach unseren vielen Suchübungen durch die starke Verdichtung des Schnees, sehr realistisch zu einer echten Lawine, richtig anstrengend war. 

Als krönender Abschluss eines sehr lehrreichen Tages stiegen wir noch 150 Höhenmeter auf und befuhren einen schönen, unberührten Hang mit 10 cm Pulverschnee Auflage, bevor wir uns zurück ins Tal aufmachten. Bei einer gemeinsamen Einkehr mit warmer Suppe und Kaltgetränken lobten uns unsere Ausbilder für unser großes Engagement und wir gaben das Kompliment gerne zurück. 

Fazit: Wir fühlen uns nun gut vorbereitet, um im Ernstfall möglichst noch innerhalb der wichtigen ersten 10 Minuten einen verschütteten Kameraden finden und ausgraben zu können. Zusätzlich schadet es sicher nicht, seine Ersthelfer-Kenntnisse ebenso aufzufrischen, da es nicht unwahrscheinlich ist, dass nach einer erfolgreichen Lawinenrettung eine Wiederbelebung erforderlich ist. 

 Text: Artur Wiesler