Die diesjährigen Skitourentage, die von den beiden erfahrenen Tourenleitern, Thomas Daufratshofer und Markus Groß, angeboten wurden, fanden im wunderschönen und einsamen Bergsteigerdörfchen ‚Schmirn‘ im gleichnamigen Tal statt. Ein besonders glückliches Händchen hatten die Organisatoren bei der Wahl der Unterkunft, dem ‚Thumeserhof‘ auf 1.500m am Fuße des Olperers mit seinen beeindruckenden 3.476m. Das war ein absoluter Volltreffer wie sich schon sehr schnell herausstellte. Hier wurden wir nicht nur mir verschiedensten, größtenteils selbst hergestellten Köstlichkeiten üppig verwöhnt, sondern auch äußerst herzlich und offen begrüßt. In den gemütlich und modern eingerichteten Zimmer fühlten wir uns ebenfalls sehr wohl.
Als wir uns im Dezember für die Skitourentage im Schmirntal angemeldet hatten, hatte wohl niemand den Gedanken, dass es wenig Schnee haben könnte, denn zu diesem Zeitpunkt konnten wir uns in unserer näheren Umgebung schon über ausreichend Schnee freuen. Wider Erwarten waren die Schneeverhältnisse letztendlich leider eher mau. Anderl, der Gastgeber und ein Urgestein in seiner heimischen Bergwelt, bestätigte uns ebenfalls, dass noch nie so wenig Schnee gefallen war, wie in diesen Winter. Die Wettervorhersage war leider auch nicht besonders gut. Dennoch versammelten sich in Marktoberdorf 10 Teilnehmer am Sonntag zur Abfahrt ins Schmirntal.
Aufgrund der erfreulichen, kurzfristigen Änderung der Wetterprognose für Montag war klar, dass wir gleich den ersten Tourentag für die ‚beste‘ Tour nutzen müssen. Markus und Thomas loteten gemeinsam mit Anderl, der nicht weniger als über 200 mal auf dem Olperer stand, die Skitour für den Montag aus. Der Sattel auf 3.000m unterhalb vom ‚kleinen Kaserer‘, der zwischen dem Hintertuxer Gletscher/Skigebiet und dem Wildlahnertal liegt, sollte es werden. Dieser zählt nicht nur zu einem der absoluten Skitourenklassiker im Schmirntal sondern auch zu den Top-Zielen der gesamten Zillertaler Alpen. Allerdings ist die Skitour zum einen mit dem Schwierigkeitsgrad ‚mittel‘ und ‚gute Kondition ist Voraussetzung‘ und zum anderen bei Landschaft und Erlebnis mit sechs von sechs Punkten angegeben; das Gefahrenpotential mit vier von sechs Punkten. Da Lawinenwarnstufe 1 vorherrschte und auch kein Triebschnee zu erwarten war, war die Tour gut möglich, wobei wir schon auch Respekt vor der langen und anspruchsvollen Tour hatten.

Nach einem vielfältigen und reichhaltigen Frühstück starteten wir, bei strahlendem Sonnenschein, Temperaturen um die 0 Grad und bester Stimmung Richtung Höllscharte, ein Plateau das auf 2.600m liegt, bei der wir unsere Brotzeit anvisierten. Bis auf ein paar wenige Tourengeher waren wir einsam am Weg und kamen, schwer beeindruckt von dem wahnsinnig schönem Bergpanorama – wir hatten unter anderem den Olperer immer direkt im Blick – auch gut voran. Bereits beim Aufstieg erspähten wir schöne Hänge für die Abfahrt, in denen noch guter Schnee liegen könnte. Planmäßig machten wir, bei frühlingshaften Temperaturen, um die Mittagszeit unsere Brotzeit auf der Höllscharte mit Blick auf den letzten Gipfelanstieg mit 400 Höhenmetern. Einige Teilnehmer montierten bereits die Harscheisen, was sich nicht als überflüssig erwies, denn es wurden immer mehr Spitzkehren im 35 Grad steilen, teilweise eisigen Gelände erforderlich.
Oben angekommen ereilte uns beim Blick Richtung Ostseite fast ein ‚Kulturschock‘, denn hier herrschte der Pistenrummel des Hintertuxer Skigebiets mit seinen vielen Liften. Auf der Aufstiegsseite staunten wir Richtung Nord/Westen über die unzähligen Gipfel der Stubaier Alpen und Innsbrucker Nordkette.
Bis auf wenige Hänge blieb uns das sonst wohl skifahrerische Schmankerl leider verwehrt und wir ‚gratelten‘ eher die Hänge hinunter, stets bedacht, keinen Felskontakt mitzunehmen. Denn selbst auf dieser Höhe machte sich der Schneemangel deutlich bemerkbar.

Glücklich und zufrieden kamen wir nach einer, gefühlt endlosen Abfahrt mit 1500 Abfahrtsmeter, alle wieder beim Thumeserhof an. Hany, die sympathische Gastgeberin und Kräuterexpertin, tischte abends ein 3-Gänge-Menü mit Knödel-Tris vom Feinsten, zartem Gams- und Wildschweinfleisch mit leckeren Salaten und selbstgemachtem Dessert auf.
Für den nächsten Tag hielt das Wetter wieder eine positive Überraschung für uns bereit und so zogen wir bei Sonnenschein und Lawinenstufe 1 Richtung Jochbergkopf mit 2.453m los, welcher auch nur bei absolut guten Bedingungen begangen werden sollte. Der mächtige Kessel über der Waldgrenze, die Steilheit und Nordexposition führen gerade in schneearmen Wintern häufig zu einer instabilen, störanfälligen Schneedecke („Altschneeproblem“).
Bis auf eine Gruppe, die eine Lawinenausbildung absolvierte, waren wir allein unterwegs. Beim Aufstieg übten wir ein wenig die Spuranlage. Der letzte Gipfelhang war teilweise bis zu 40 Grad steil und wir merkten wohl alle unsere schweren Beine vom Vortag. Nachdem wir die rund 1.000 HM überwunden hatten, wartete am Gipfel eine eindrucksvolle 360 Grad Gipfel-Rundumsicht auf uns. Die herannahende Wolkenfront von Richtung Norden war dabei ebenfalls nicht zu übersehen. Daher entschieden wir uns für eine baldige Abfahrt und genossen das hervorragende Skigelände mit guten Schneeverhältnissen. Eine sehr schöne Tour, die unbedingt sehr sichere Lawinenbedingungen erfordert.

Diejenigen, die noch nicht ausgelastet waren, drehten mit den beiden neugierigen Alpakas und dem ‚Chef‘-Lama ‚Valli‘ noch eine kleine Dorfrunde durch Schmirn, bevor es zum Abendessen ging. Hany verwöhnte uns wieder sondergleichen. Eine Verköstigung mit selbst angesetzten Likören und anregende Gespräche rundete den gelungenen Tag ab.
Am nächsten Morgen erwachten wir mit den vorhergesagten dunklen Wolken und Schneeregen. Einige Teilnehmer waren dennoch sehr motiviert noch eine kleine Tour zu gehen, andere hingegen gar nicht. Dennoch zogen wir alle Richtung ‚Hoher Napf‘ los. Wobei wir nach einer Stunde Aufstiegszeit die Tour – einvernehmlich – abbrechen mussten, da ein Weitergehen wohl nur mit Skitragen möglich gewesen wäre. Grobes Unterholz und Schneemangel sahen nicht verlockend aus oder wie Thomas so schön formulierte ‚es wird a bissle rustikal‘.
Der Abschied fiel uns allen etwas schwer, da wir eine wirklich lustige Gruppe waren, die nicht nur konditionstechnisch, sondern auch zwischenmenschlich sehr gut harmonierte. Nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Kochkünste und der herzlich erfrischenden Art der Gastgeber, Anderl und Hany, als auch unserer beiden angenehmen Tourguides Markus und Thomas, mit denen wir nicht nur viel Spaß hatten, sondern auch von deren umfassenden Erfahrung wir profitierten.
Ein großes Dankeschön geht hier an unsere Teilnehmerin Monika Krieger für das Verfassen des sehr gelungenen und ansehnlichen Berichtes über unsere gemeinsamen Tourentage.
Bilder: Daufratshofer Thomas