Tag 1
Am Samstagmorgen um 6 Uhr starteten wir in Marktoberdorf mit unseren Guides Christian und Flo in Richtung Dolomiten. Über den Fernpass und Brenner ging es ins Val Gardena, wo wir oberhalb von Wolkenstein unseren Ausgangspunkt für die erste Tour erreichten.
Auf 1.750 m Höhe begann zunächst die Suche nach Aufstiegsschnee – nicht üppig, aber ausreichend. Über Wiesen und einen Forstweg, vorbei an kunstvollen Holzfiguren, erreichten wir die Juac Hütte. Von dort folgten wir dem Cislesbach zur Regensburger Hütte, wo wir eine kleine Mittagspause einlegten. Wenn es die Wolken und die Sicht zuließ, konnten wir immer wieder beeindruckende Blicke auf die Geislergruppe erhaschen. Weiter führte unsere Route durch ein schönes Seitental in Richtung Roa Scharte bzw. zur Furcela de Forces de Siëles. Leider verschlechterte sich die Sicht zunehmend, und die Lawinenlage mit kleineren Rutschen sowie Setzungsgeräuschen ließ eine Weiterführung der Tour mit gutem Gewissen nicht zu. Rund 150 bis 250 Höhenmeter unterhalb der Scharten entschieden wir uns zur Umkehr.

Der Schnee ließ sich erstaunlich gut fahren und so hatten wir dennoch unseren Spaß. In Blickrichtung Mittagsscharte der Geislerspitzen fellten wir nochmals auf, um in einem weiten Bogen zur Regensburger Hütte zurückzukehren. Von dort folgten wir unserer Aufstiegsspur, bis die letzten Meter mit den Skiern am Rucksack zurück zum Auto führten.
Im Hotel angekommen, ließen wir den Tag gemütlich bei lauwarmem Abendessen und in der Bar bei einem Kaltgetränk ausklingen – ein dennoch gelungener Start in unser verlängertes Dolomiten-Wochenende!
Tag 2
Auch am Sonntag ließen wir es entspannt angehen – den ganzen Tag über war Schneefall angesagt, mal stärker, mal schwächer. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Skigebiet am Monte Pana. Immer in der Nähe einer Forststraße stapften wir durch tief verschneite Wiesen und Wälder, bis wir eine Anhöhe erreichten und über weite Hänge in Richtung Plattkofel aufstiegen. Zumindest laut Karte – gesehen haben wir den imposanten Felsriesen leider nicht.

Aufgrund der tiefhängenden Wolken, des anhaltenden Schneefalls, der wenigen Konturen und vor allem wegen der Lawinenwarnstufe 3 oberhalb von 2.200m, waren wir generell eher defensiv unterwegs. Am Piza da Uridl (Hochegge) auf 2.100 m angekommen, packten wir unsere Brotzeitdosen aus und machten es uns auf dem kleinen Gupf gemütlich – heute hatten wir schließlich keine Eile. Den Westhang mit Blick zum Hotel Saltria an der Seiser Alm wollten wir uns dennoch nicht entgehen lassen; wedelten diesen hinab, um ihn kurz darauf wieder aufzusteigen. Über sanft geneigte Wiesenhänge ging es schließlich zurück zur Anhöhe am Verbindungssträßchen zur Seiser Alm. Von dort nahmen wir den Bus zurück zum Monte Pana, wo wir den Nachmittag bei Cappuccino, Bombardino oder einem Bierchen gemütlich ausklingen ließen. Ein besonderer Dank geht an unsere unermüdliche „Schneefräse“ Christian, der uns einen wunderschönen Aufstieg durch den tiefen Schnee spurte!

Tag 3
In der Nacht zum Montag ließ der Schneefall endlich nach. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem einen oder anderen süßen Teilchen fuhren wir zu einem Parkplatz nahe Wolkenstein, am Eingang des Langentals (Vallunga). Dort folgten wir kurz der Langlaufloipe, ehe wir neben einem Bach durch ein Wäldchen unseren Weg bergauf suchten. Während die Abenteurer unserer Gruppe sich mit Skiern am Rücken durch den das Gestrüpp kämpften, bevorzugte der Großteil den bequemeren Sommerweg. Kurz darauf trafen sich beide Varianten des Val de Chedul, einem wahren Winterwunderland, das uns eine Weile begleitete.
Unterhalb des Gipfels des Gran Cir, der im Sommer vom Grödner Joch über einen Klettersteig erreichbar ist, standen wir schließlich vor einer Steilstufe. Nach einigem Beratschlagen und mit großzügigen Sicherheitsabständen stiegen wir auf ein beeindruckendes Hochplateau – eingerahmt mit imposanten Felswänden. Zwischen haushohen Felsblöcken hindurch folgten wir Flos Spur Richtung Crespëina-Joch, immer wieder mit Blick zurück auf die Seiser Alm (dem größten Hochplateau Europas) mit dessen markantem Bollwerk des Schlern.

350 Fotos später spurte Flo noch immer durch tiefen Schnee. Wegen der etwas heiklen Lawinenlage mit dem vielen Neuschnee kämpfte er sich zuerst alleine durch den Südhang zum Joch, bevor wir ihm mit großen Abständen folgten. Oben angekommen, wurden wir mit einem grandiosen Weitblick über die Crespëina-Hochebene belohnt. Inzwischen hatte sich die Sonne gegen die Wolken durchgesetzt, was die ohnehin atemberaubende Szenerie noch eindrucksvoller machte. Keine Menschenseele war zu sehen, keine Spur weit und breit – nur wir neun Tourengeher.

Der ursprüngliche Plan, über die Hochebene in Richtung Crespëina-See abzufahren, wurde jedoch schnell verworfen, als sich durch Setzungen in der Schneedecke einige Lockerschneelawinen aus den nördlichen Hängen lösten. Nach einer kurzen Stärkung aus der Brotzeitdose machten wir uns bereit für die Abfahrt. Den ersten steilen Hang fuhren wir einzeln ab, danach ging es weiter durch traumhaften Pulverschnee über die weite Hochfläche. Um aus einer Senke zu gelangen, fellten wir noch einmal auf und folgten unserer Aufstiegsspur. An der nächsten Steilstufe fuhr erneut Flo voraus – diesmal mit weniger Glück: In einer tiefen Mulde machte sein Ski die Krätsche und brach an der Bindung. Wie sich später herausstellte, war der Ski wohl schon länger lädiert. Doch ein guter Skifahrer wie unser Guide lässt sich davon nicht aufhalten und meisterte die restliche Abfahrt trotz „überzogenem Rocker-Ski“ hervorragend.

Schließlich arbeiteten wir uns entlang unseres Aufstiegs durch das Val de Chedul zurück. Als der Weg zu schmal wurde, schnallten wir die Skier auf den Rucksack und nahmen den Sommerweg am Bach ins Langental. Am Parkplatz angekommen hatten wir an der ansässigen Bar noch gut 10 Minuten Sonne, in der wir die Tour bei einem Aperol oder anderem Kaltgetränk ausklingen ließen.
Tag 4
Für den letzten Tag war die Sonne endgültig zurückgekehrt. Unsere Guides hatten Flos gebrochenen Ski mit Zollstock und Panzertape notdürftig geflickt und eine weitere tolle Tour ausgesucht. Wir verließen das Grödnertal und fuhren ins benachbarte Villnöß, um die Kehrseite der Geislerspitzen, die wir am ersten Tag nur erahnen konnten, aus nächster Nähe zu bestaunen.
Im Talschluss parkten wir am Infozentrum des Naturparks Puez-Geisler und machten uns über einen bequemen Forstweg auf zur Gampenalm. Diesmal waren wir nicht allein unterwegs – zahlreiche Spuren verrieten, dass unser Tagesziel, der Zendleser Kofel so etwas wie der Tannheimer Ponten sei. Die uns entgegenkommenden Tourengeher versicherten, dass uns im oberen Bereich noch traumhafter Pulverschnee erwarten würde.

Und tatsächlich: Während der Schnee bis zur Waldgrenze eher schwer war, fanden wir bald feinsten Pulver vor. Auf Höhe der Wörndlejochalm weitete sich das Gelände unterhalb des Zendleser Kofels, welchen wir west- und nordseitig in einem großen Bogen halb umrundeten. Bei grandiosem Bergpanorama und Felsenkino mit Blick auf die Geislerspitzen, die Fanes, den Heiligkreuzkofel, den Peitlerkofel und was sich sonst noch alles vor uns auftat, gingen wir staunend zum flachen Gipfelaufbau des Zendleser Kofel auf 2.422 Metern Höhe, mit typisch Südtiroler Gipfelkreuz.

Bei einer ausgedehnten Pause ließen wir die umliegenden Berggruppen auf uns wirken – und wie so oft begann das große Berge-Erraten. Es ist immer wieder faszinierend, vertraute Gipfel aus dem Sommer im winterlichen Weiß zu bestaunen. Doch da noch schöne Hänge auf uns warteten, packten wir schließlich zusammen und suchten uns einen unverspurten Hang für die Abfahrt. Mit gut 30 cm Neuschnee hätte es gern etwas steiler sein dürfen, aber der Fahrspaß kam trotzdem nicht zu kurz. Was uns besonders freute, dass auch Flo mit seinem angeknacksten Ski die Abfahrt gut meistern konnte – der befürchtete „Graus“ blieb aus. Nach traumhaftem Pulverschnee folgte angeweichter Harsch, und ein spaßiger Forstweg brachte uns schließlich direkt bis zu den Autos.
So gingen vier abwechslungsreiche Skitourentage zu Ende – geprägt von eindrucksvollen Landschaften, wertvollen Erfahrungen durch die anfänglich heikle Lawinenlage und jeder Menge Fahrfreude in unterschiedlichstem Gelände. Umso schöner, dass wir alle gesund und wohlbehalten ins Tal zurückgekehrt sind – abgesehen von einem tapfer durchhaltenden Ski.
Ein ganz großes Dankeschön an unsere Guides Christian und Flo für die hervorragende Organisation, die fantastische Tourenauswahl und die stets optimal angelegte Spur! Wir können uns glücklich schätzen, solche Erlebnisse in der Natur genießen zu dürfen – noch dazu mit einer ganz tollen Gruppe.
Text: Caro Wolf, Bild(er): Fotograf